Puccinia urticata s.l.

Puccinia urticata F. Kern s. l.

(Synonyme: P. urticae-caricis Kleb., Aecidium urticae Schumach.)

Wirt: Große Brennnessel (Urtica dioica L.)

Habitus

Deformationen an einer Brennnesselpflanze, die durch den Pilzbefall hervorgerufen wurden; die Blüten sind vergallt

Spermogonien rundlich, gelborange, unter der Epidermis, in gelblichen oder orangefarbenen Flecken, stellenweise violett gefärbt

Aecien becherförmig, mit umgebogener und zerschlitzter Pseudoperidie; dicht gedrängt auf gelblichen Blattschwielen, am Stängel oder an den Blüten; meist starke Verkrümmungen und Vergallungen hervorrufend

Spermatien länglich (in den Spermogonien gebildet)

Pyknosporen farblos, rundlich, 2-3 x 1-1,5 µm (in den Spermogonien gebildet)

Außenwand der Pseudoperidienzelle bis 7 µm dick, mit feiner Stäbchenstruktur

Aeciosporen in Ketten (nicht abgebildet), rundlich bis polyedrisch

Aeciosporen 20-24 x 16-19 µm

Sporulationszeitraum: April-August

Fundort: z.B. D, Bayern, Niederbayern, Passau, sö Passau-Kohlbruck, Neuburger Wald, 16.08.2014.

Wirtsspektrum: 0,I: auf Urtica, II,III: auf Carex spp.

Bemerkung: Dieser Rostpilz vollführt einen Wirtswechsel. Im Frühjahr/Frühsommer werden die Spermogonien und Aezien auf den Blättern der Brennnessel (Urtica) gebildet. Im Sommer/Spätherbst wechselt der Pilz auf verschiedene Seggen-Arten (Carex spp.) um dort seine Entwicklung mit der Ausbildung von Uredien und Telien zu vollenden. Der hier vorgestellte Artenkomplex besteht aus zahlreichen verschiedenen Arten die zu unterschiedlichen Seggen-Arten wechseln. Sie können nur auf dem Telienwirt angesprochen werden.

Häufig auf diesem Wirt in Deutschland (Klenke & Scholler 2015, eigene Beobachtungen).

Verwechslungsarten: Puccinia iridis Wallr. ist der zweite mögliche Rostpilz, der auf Brennnessel (Urtica) gefunden werden kann. Er unterscheidet sich von der hier vorgestellten Art durch meist kleine Gruppen von Aezien (10-20 Becher) auf den Blättern (ohne Schwielenbildung). Die Pseudoperidie ist stärker ausgeprägt bei der Art. Außerdem wechselt dieser Rostpilz zu Iris-Arten (Iris); siehe Klenke & Scholler (2015).


Gäumann, E. (1959): Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz. – Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz 12: 617ff.

Klenke, F., Scholler, M. (2015): Pflanzenparasitische Kleinpilze. Bestimmungsbuch für Brand-, Rost-, Mehltau-, Flagellatenpilze und Wucherlingsverwandte in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol. – Berlin, Heidelberg: Springer Spektrum: 827f.